Bisher hat sich die Stuttgartrer Öffentlichkeit vorwiegend den Schicksalen jener Männer, Frauen und Kinder gewidmet, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden und dazu 2006 ihr erstes Buch vorgelegt, beispielsweise im Rahmen der sogenannten Stolperstein-Initiativen.
Jetzt legt eine Autorengruppe um den Publizisten Hermann G. Abmayr mit «Stuttgarter NS-Täter» ein Buch vor, das die Geschehnisse aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Sie stellt die Frage, wer die Täter waren, denen sie bei ihren Opfer-Recherchen begegnet sind. Das Buch soll eine erste Annäherung an die Stuttgarter NS-Täter sein. Dabei geht es den Autoren nicht nur um Täter im engeren, strafrechtlichen Sinn, sondern auch um die Profiteure des Regimes, etwa diejenigen, die sich durch die Arisierung bereicherten. Auf der Täterliste befinden sich unter anderem Richter, Ärzte, Denunzianten, Ortsgruppenleiter, der württembergische Gauleiter der NSDAP sowie der damalige Stuttgarter Oberbürgermeister Ströhlin.
Das Buch wird je nach Fall und Quellenlage die Verbrechen der Täter beschreiben, ihre Banalität und die Umstände, die dazu führten. Es wird aber auch der Umgang damit in den Jahren danach beschrieben, den Jahren des Leugnens, Verharmlosens, Rechtfertigens und Wegschauens.
Die Autoren wollen sich nicht mit der oft geäußerten These begnügen, dass die Täter entweder Sadisten waren, die als SS-Mörder auf die Welt kamen, oder vom Mordgeschehen weit entfernte Schreibtischtäter.